Karlheinz Fingerhut: Kafka für Querdenker. Literaturdidaktische Lektüren
 

Verlag Peter Lang Ltd. Frankfurt a.M. 2018 (ISBN: 9783631737132, PDF: 9783631738023)
 
Als einer der ersten Autoren, die sich Kafka auf dem Gebiet der Didaktik verschrieben haben, widmete sich Karlheinz Fingerhut über Jahrzehnte eingehend den Rezeptions- und Vermittlungsprozessen. Seine postum veröffentlichte Aufsatzsammlung “Kafka für Querdenker“ ist im Erscheinungsjahr 2018 keineswegs als politisches Statement zu verstehen, sondern als Ermunterung an Lesende und Lehrende, dem Schulbuch-Klassiker Kafka neue Facetten abzugewinnen. Die hier versammelten Aufsätze und Vorträge, die tw. bereits in Zeitschriften veröffentlicht wurden, stammen aus dem akademischen Lehrbetrieb bzw. der Lehrerfortbildung und wurden dem aktuellen Diskussionsstand angepasst.
(E.W.H.)
 

Patrick Rina, Veronika Rieder (Hgg.): Kafka in Meran. Kultur und Politik um 1920
 

Edition Raetia / Urania 2020 (ISBN: 9788872837436)
 
Kafkas dreimonatiger Aufenthalt 1920 in Meran ist in der Literaturgeschichte vielfach belegt und nicht zuletzt durch die Briefe an seine junge tschechische Übersetzerin Milena Jesenská in die Weltliteratur eingegangen. Über den Ort selbst, in seiner Bedeutung für den schreibenden Kurgast ist indes weniger bekannt.
Anlässlich des Gedenkjahrs „Kafka 1920 – 2020“ erinnerte die Meraner Urania an den Aufenthalt des Prager Schriftstellers mit einem dichten Vortragsprogramm, aus dem der vorliegende Sammelband hervorging. Doch nicht nur für Kafka, der in Meran eine schwere Krisis zu überwinden suchte, auch für den Kurort und die Region Südtirol bedeutete das Jahr 1920 eine Schwellenzeit von historischer Tragweite. Die 12 Beiträge zeichnen so auf den Spuren Kafkas die biografischen, historischen, landeskundlichen, kulturgeschichtlichen und politischen Konturen einer Schnittstelle nach, die im ‘Schicksalsjahr‘ 1920 zu einem signifikanten Brennpunkt des gesamteuropäischen Umbruchs wurde.
Die Beiträge sind durchgehend sehr lesenswert und enthalten zahlreiche unveröffentlichte historische Fotos und Dokumente.
(E.W.H.)
 

Benjamin Balint: Kafkas letzter Prozess
(Aus dem Englischen von Anne Emmert)
 

Berenberg Verlag Berlin 2019 (ISBN: 9783946334484)
 
Balint begibt sich mit seinem Buch auf eine ungewöhnliche Spurensuche. Ausgangspunkt ist der 2016 unter großer medialer Anteilnahme von einem Gericht in Israel entschiedene Erbrechtsstreit um Max Brods Nachlass, bei dem es vor allem um Manuskripte, Notizen und Skizzen Kafkas ging. Der Staat Israel machte dabei erfolgreich seine Besitzansprüche geltend, indem die nachgelassenen Schriften des Prager Dichters zum nationalen Kulturerbe erklärt wurden. Balint versucht die daran anknüpfende Frage „Wem gehört eigentlich Kafka?“ aus verschiedenen Blickwinkeln zu erörtern. So werden die in den Prozess involvierten Parteien und deren Ansprüche bzw. Argumentationen einer kritischen Revision unterzogen. Aufgrund seiner akribischen Recherche kann der Autor eine Prozesschronik vorlegen, die reich an Details und überraschenden Einblicken ist.
„Kafkas letzter Prozess“ bietet interessierten Lesern eine überaus spannende und faktenreiche Lektüre. Besonders hervorzuheben ist das Kapitel 7 (Die letzte Einsammlung: Kafka in Israel, S. 117-136), das in nuce auch die Geschichte der Kafka-Rezeption in Israel beschreibt.
(E.W.H.)
 

Steffen Höhne, Manfred Weinberg (Hgg.): Franz Kafka im interkulturellen Kontext
 

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar 2019 (ISBN: 9783412515515)
 
Zugegeben, die Rede von der „Interkulturalität“ Kafkas ist keineswegs neu. Bereits diese Feststellung wäre Anlass genug, eine Studie zur Begriffsklärung auf den Weg zu bringen. Den Herausgebern des Sammelbands geht es jedoch in erster Linie um historische Dimensionen des Begriffs. Ausgehend von der Betrachtung Kafkas als Vertreter einer überaus vielfältigen „Regionalliteratur“ stehen vor allem drei Untersuchungsfelder im Vordergrund – nämlich die Besonderheiten der Interkulturalität Prags und der Böhmischen Länder zu Lebzeiten Kafkas, die Relevanz dieser spezifischen Interkulturalität für Kafka in biographischer Hinsicht, und die Spuren dieser Interkulturalität in seinen Texten. Dass es hier keine zu einfachen Antworten geben kann, versteht sich von selbst.
So bieten die 18 Beiträge des Sammelbandes sehr unterschiedliche Zugänge, und gerade die Frage nach den poetologischen Zurüstungen aus Kontexten der Interkulturalität findet auf vielfältigste Weise ihre Vertiefungen. Letztlich liegt hier auch das von den Herausgebern angestrebte Ziel: die Neuperspektivierung dessen, was bisher oft nur schemenhaft als „Zusammenleben von Tschechen, Deutschen und Juden“ betrachtet wurde. Mit der Ausdifferenzierung des komplexen interkulturellen Umfelds Kafkas gewinnt dieses erst an Konturen, und damit an Anschaulichkeit.
(E.W.H.)
 
 

Alice Stašková, Steffen Höhne (Hgg.): Franz Kafka und die Musik

Böhlau Verlag Köln / Weimar / Wien 2018 (ISBN: 9783412511128)

Der Sammelband geht aus der gleichnamigen, in Berlin 2017 veranstalteten Konferenz hervor und versammelt die Forschungsbeiträge von 15 AutorInnen. Das thematische Spektrum reicht von der Diskussion musikalischer Einflüsse auf Kafka, über dessen eigene Verarbeitung musikalischer Motive und Strukturen bis hin zu musiktheoretischen bzw. kulturhistorischen Betrachtungen zu ausgewählten Vertonungen seiner Texte. Angesichts der breit gefächerten Bezugsmöglichkeiten, die das Thema "Kafka und die Musik" bietet, können hier sicherlich nur punktuelle Akzente gesetzt werden. Das besondere Verdienst der Herausgeber liegt vor allem darin, ein bislang von der Forschung zu Unrecht vernachlässigtes Derivat in seinen vielfältigen Facetten ins Blickfeld zu rücken, um, wie im Vorwort betont wird, auch neue Forschungen auf den Weg zu bringen. Ob dieser Impuls die zu wünschende Resonanz findet, wird sich in den nächsten Jahren noch erweisen. Sicher ist, dass der Sammelband bereits jetzt als Standardwerk für musikwissenschaftlich orientierte Kafka-Studien angesehen werden darf. Hilfreich für interessierte LeserInnen dürfte auch die Bibliographie am Ende des Buches sein.                          
(E.W.H.)

 


Christoph König, Glenn W. Most (Hgg.): Wunsch, Indianer zu werden. Versuche über einen Satz von Franz Kafka
 

Wallstein Verlag Göttingen 2019, 64 S. (ISBN: 9783835334014)
 
Die Beiträge des schmalen Bändchens gehen in ausführlichen Besprechungen dem Leitsatz der 1911 von Kafka niedergeschriebenen Betrachtung „Wunsch, Indianer zu werden“ nach. Acht namhafte Autoren – Christoph König, Glenn W. Most, Peter André Alt, Christian Benne, Heinrich Detering, Daniel Kehlmann, Dagmar Leupold, Heinz Schlaffer – versuchen dabei die für sie zentralen Fragestellungen als Rätsel herauszuarbeiten und in essayistisch spielerischer Form zu lösen. Durch das Nebeneinander unterschiedlichster Sichtweisen werden nicht immer nur leicht zugängliche oder grundlegende Erkenntnisse vermittelt, wohl aber Eindrücke von der faszinierenden Vielfalt und Weitläufigkeit der Kafka-Rezeption.
(E.W.H.)




 

Reiner Stach: Kafka von Tag zu Tag. Dokumentation aller Briefe, Tagebücher und Ereignisse
(Bd. 4 der limitierten Gesamtausgabe im Schuber)


S. Fischer Verlag Frankfurt a.M. 2017 (ISBN: 9783103972566)

Die neue Kafka-Chronik - gründlichst recherchiert, kompakt und umfassend.
(E.W.H)

Reiner Stach hat mit seiner Kafka-Biographie die Möglichkeiten der literarischen Biographie neu ausgelotet. International gilt sie längst als die definitive Biographie Kafkas. Ergänzt hat Reiner Stach sein Opus magnum nun um den Dokumentationsband »Kafka von Tag zu Tag«. Basierend auf Stachs jahrzehntelangen Forschungen erlebt man als Leser, was Tag für Tag in Kafkas Leben geschah: in seiner Familie, seinem Freundeskreis bis hin zu weltpolitischen Ereignissen seiner Zeit. Ein einzigartiges Dokument, das eine schier unendliche Fülle an Material übersichtlich und beeindruckend ordnet und so das Leben und die Zeit des großen Autors unmittelbar erfahrbar macht.
(Ankündigung S. Fischer Verlag)

 

Dieter Lamping: Kafka und die Folgen
 

J.B. Metzler Verlag Stuttgart 2017 (ISBN: 9783476026538)
 
Dieter Lampings Buch Kafka und die Folgen bietet eine interessante Zusammenstellung von Aufsätzen und Essays, die sich mit Grundfragen der Kafka-Rezeption auseinandersetzen: Was macht dieses Werk und vor allem die Art seines Erzählens aus, worauf gründet sein weltliterarischer Rang, und welche Wirkung hinterließ es auf Schriftsteller und Philosophen?
Lampings handliches Buch (keineswegs ist hier von einem „Handbuch“ die Rede) versucht sachlich, ohne Rückgriff auf größere wissenschaftliche Handapparate zu beschreiben – und wendet sich durchaus auch an Nicht-ExpertInnen. Die Aufsätze sind leicht verständlich geschrieben und kommen ohne Fußnoten bzw. mit einem Minimum an Sekundärliteratur aus. Dabei ist sich der Autor bewusst, dass jede Beschreibung der kafkaschen Originalität bestenfalls skizzenhaft und essayistisch bleiben muss. Dies mag denn auch der Grund sein, warum Lamping nachdrücklich die innerliterarische Komponente des Werks – die ästhetische Autonomie, „das Kunstwerk“, den Erfindungsreichtum Kafkas – in den Vordergrund rückt, und außerliterarische – biografische, politische u.a. – Einflüsse betont hintan stellt. Besonders lesenswert ist der letzte und umfangreichste Beitrag (Die »produktive Kraft«: Der Ruhm), der einen Rundgang durch die Rezeptionsgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unternimmt. Exemplarisch werden hier die Kafka-Rezeptionen namhafter AutorInnen (Th. W. Adorno, H. Arendt, J. L. Borges, A. Breton, H. Broch, M. Brod, A. Camus, E. Canetti, F. Fortini, L. Forlinghetti, A. Gide, P. Handke, M. V. Llosa, Th. Mann, Ph. Roth, I. B. Singer, P. Weiss) vorgestellt.
(E.W.H.)  
 
 

Kafka für Kinder. Der Storch im Zimmer. Mit Bildern von Hanna Koch (sowie Download der Geschichte zum Anhören, vorgelesen von Axel Grube)

onomato Verlag Düsseldorf 2016 (ISBN: 9783944891507)

Lebhafte und bunte Bilder schmücken die Erzählungen von Franz Kafka in der neuen Buchreihe "Kafka für Kinder" des Düsseldorfer Onomato-Verlags. Dass Kafka-Texte im Allgemeinen schwer zu verstehen sind - klar. Aber wie sollen dann erst Kinder Zugang finden, wenn die Erzählungen schon für Erwachsene ein Rätsel sind?

Diese Herausforderung versucht der Onomato-Verlag zu meistern, indem er die bildhafte Sprache Kafkas in farbenfreudige Darstellungen übersetzt. Die einfachen Illustrationen nehmen den Großteil der Seiten in der in Heft-Form erschienenen Reihe ein. Die Arbeiten von Illustratorin Hanna Koch erinnern zuweilen an Malereien von Kindern. Die Bilder beschränken sich auf das Nötigste, den Hintergründen hat Koch große Farbflächen verpasst. Den Freiraum darf man mit Bedeutung ausfüllen. Die eigentlichen Texte Kafkas erscheinen - mal links oben, mal rechts unten, mal auf weißem Grund neben das Bild gestellt - fast schon als Randnotiz. Kafkas Erzählungen haben die Macher nicht angetastet, sie also nicht in einfache Sprache übertragen, sondern im Original belassen. Damit werden Kinder wohl wenig anfangen können. Darum vielleicht der kleine Zusatz auf dem Buchdeckel: "Kafka für Kinder - und Erwachsene".
(Dilara Bozkurt in RP-online.de, 18.3.2017)

 


Reiner Stach: Kafka. Die frühen Jahre

S. Fischer Verlag Frankfurt a.M. 2014 (ISBN: 9783100751300 )
Reiner Stach hat mit seiner dreibändigen Kafka-Biographie neue Maßstäbe gesetzt. Der inzwischen erschienene dritte Band "Die frühen Jahre" ist keineswegs nur die ausklingende Coda eines vor Jahren begonnenen Monumentalwerks - er bildet gleichsam das Fundament, auf dessen gedanklichen Voraussetzungen alle drei Bände zu lesen sind. Dargestellt wird die Entwicklung des Prager Schriftstellers bis ca. 1911, wobei stets auch die Kontexte einbezogen werden. Der junge Kafka wird hier nicht einsinnig als Opfer familiärer oder sozialer Verhältnisse begriffen (deren schädigende Wirkungen er später immer wieder in Brief und Tagebuch betont), sondern auch als Schöpfer individueller Verhaltensmuster und -strategien. Insbesondere versteht es Stach, die private Mythologie Kafkascher Selbstbilder freizulegen und deren Spuren bis in die frühesten Jahre zurückzuverfolgen. Ein nicht unwesentliches Verdienst dieser Biographie besteht so auch darin, mit zahlreichen überkommenen Kafka-Bildern aufzuräumen. (E.W.H.)

 

Steffen Höhne / Ludger Udolph (Hgg.): Franz Kafka. Wirkung und Wirkungsverhinderung

(Reihe Intellektuelles Prag im 19. und 20. Jahrhundert, Band 6), Böhlau Verlag Weimar 2014 (ISBN: 9783412223366 )
Wieso avancierte gerade Franz Kafka zum Symbol des Zeitalters der Extreme, wieso wurde und wird sein Werk in fast allen Kulturen der Welt - wenngleich höchst unterschiedlich - rezipiert? Welche Texte von Kafka bzw. über Kafka waren überhaupt zugänglich? Welche Formen produktiver Aneignung existierten? Der Band lotet ein literatur- bzw. kulturpolitisches Feld in Bezug auf die Aneignung und Durchsetzung des Kafkaschen Werkes aus. Auf der Basis einer kulturwissenschaftlichen und interkulturellen Erweiterung der Philologie geht es um die zugrunde liegenden literatur- und kulturpolitischen Bedingungen von Rezeption und Wirkung und die damit verbundenen kultur- und ideologiespezifischen Konstruktionsvoraussetzungen. (Ankündigung Böhlau)

Harald Neumeyer / Wilko Steffens (Hgg.): 'Kafkas Betrachtung' (Bd. 1) & 'Kafka interkulturell' (Bd. 2)

Königshausen & Neumann Würzburg 2014 (ISBN: 9783826052767)
Teil 2 dieses opulenten Sammelbandes lädt dazu ein, Kafka in verschiedenen interkulturellen Facetten zu studieren. Das zugrunde liegende Konzept, den Blick - ausgehend von Kafkas kleinen „Betrachtungen” (Teil 1) - auf die Betrachtung Kafkas als Weltautor zu öffnen und auf die Untersuchung interkultureller Zusammenhänge auszudehnen, verdient gerade hinsichtlich des Kafka-Atlas-Projektes Beachtung. Die behandelten Aspekte bieten eine große thematische Bandbreite, nicht zuletzt darf auch die inhaltliche Umsetzung als gelungen bezeichnet werden. (E.W.H.)

Franz Kafka Briefe 1918-1920, Band 4
hrsg. v. Hans-Gerd Koch
 

S. Fischer Verlag Frankfurt a.M. 2013 (ISBN: 9783100381620 )

Die Kritische Ausgabe bildet die z.Z. umfassendste und damit wichtigste Grundlage für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Kafkas Leben und Werk. Bis auf die Briefe und die Hebräischstudien liegen inzwischen alle Teile dieser umfangreichen Werkausgabe komplett vor. Kafkas kritische Briefausgabe löst endgültig die von Max Brod 1958 edierte Sammlung Briefe 1902-1924 ab, deren unvollständige und tw. fehlerhafte Aufbereitung lange Zeit maßgebend war. Zudem bricht die Kritische Briefausgabe mit der Praxis, weitere Briefschaften in geschlossenen Teilkorrespondenzen (Biefe an Felice, Briefe an Milena, Briefe an Ottla und die Familie etc.) zu präsentieren was einerseits dem Umstand einer schwierigen Überlieferungsgeschichte geschuldet war, andererseits jedoch auch sehr einseitige ‚Images‘ Kafkas auf den Weg brachte.

Die von Hans-Gerd Koch herausgegebene Kritische Briefausgabe stellt erstmals alle (z.Z. verfügbaren) Schreiben in chronologischer Abfolge vor und lässt die Briefe damit in einem weitaus komplexeren Zusammenhang erscheinen. Gerade in den Jahren des ‚Rückzugs‘ 1918-1920, die für Kafka alles andere als ereignislos verliefen und mit neuen Selbstentwürfen einhergingen, gewinnen seine Briefe an Gewicht und Aussagekraft.

Band 4 der Briefedition enthält 306 kommentierte Briefe Kafkas, davon sieben im Erstdruck, ergänzt durch 48 an ihn gerichtete Schreiben. Ansichtskarten sind als Abbildungen wiedergegeben. Im Rahmen der Kritischen Ausgabe stellt ein rund 200-seitiger Apparat detailliert die Überlieferung der einzelnen Briefe dar und gibt Auskunft über schwierige Datierungsfragen. (E.W.H.)

 


Reiner Stach: Ist das Kafka? 99 Fundstücke

(Sammelband). S. Fischer Verlag Frankfurt a. M. 2013 (ISBN: 9783100751355)
Die hier versammelten Portraits und Vignetten versuchen den landläufig verbreiteten ‚Images‘ Kafkas einen ganz anderen Kafka entgegenzustellen. Reiner Stachs Darstellung gibt kenntnisreich unter Verzicht auf prätentiösen wissenschaftlichen Jargon Einblicke in die Biographie des Schriftstellers und vermittelt tw. überraschende Einsichten. Die 99 Fundstücke bieten nicht nur für Kafka-Einsteiger, sondern auch für Experten manche bemerkenswerte Entdeckung. Dazu legt der Biograph Stach zahlreiche wenig bekannte Dokumente und Abbildungen vor, die das Bild Kafkas um einige Facetten bereichern. Das Buch eignet sich hervorragend als Einstieg oder Ergänzung für diskussionsfreudige Auseinandersetzungen mit dem Autor Franz Kafka und wurde in eigenen germanistischen Lehrveranstaltungen bereits erfolgreich erprobt. (E.W.H.)

Chantal Montellier / David Zane Mairowitz: Der Process (nach Franz Kafka)

Knesebeck Verlag München 2013 (ISBN: 9783868736168)
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.” So beginnt die verwirrende Odyssee für Josef K., die ihn in eine Suche nach seiner Schuld verstrickt - und damit gleichsam in ein Gerichtsverfahren, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt.
Chantal Montelliers expressive, fast schon barocke Bildsprache darf als Musterbeispiel einer Comic-Adaption eines Literatur-Klassikers betrachtet werden. Die detailfreudige, fantasiereiche und vor allem eigenständige Bearbeitung des Prozess-Fragments liefert keine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Original, wohl aber eine sehr konkrete, auf Anschaulichkeit basierende Auslegung des Textes. Insofern verdient dieser Versuch, Kafka einer neuen Lesergeneration zu vermitteln, schon wegen seiner außergewöhnlichen Ikonographie Beachtung: als schöpferischer Impuls zwischen Bildprovokation und Bildverbot.
(E.W.H.)

 

Deutsch-Unterricht, Ausgabe August Heft 4 / 2013: Kafka neu entdecken
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Das Heft ist thematisch sehr breit und vielfältig angelegt, es enthält Unterrichtsangebote für alle Klassenstufen (von der 5. Klassenstufe bis zum Abitur). Dabei wird der im Titel erklärte Anspruch "Kafka neu entdecken" durchaus eingelöst: Die Beiträge bieten für Schüler einige neue Zugänge zu Werk & Person Franz Kafkas und gehen zumeist auch kreativ auf die Interessenlagen der jeweiligen Altersgruppe ein. Beigefügt ist eine CD mit allen Materialien, die bei Bedarf nachbearbeitet werden können. (E.W.H.)

Inhaltsverzeichnis (PDF)

Basisbeitrag (PDF)


Bernd Auerochs / Manfred Engel (Hgg.): Kafka-Handbuch: Leben - Werk - Wirkung

Metzler Stuttgart 2010 (ISBN: 9783476021670 )
Der wirkungsmächtigste deutschsprachige Schriftsteller des 20. Jahrhunderts: Franz Kafkas Werk gilt bis heute als Musterfall der ästhetischen Moderne. Das Handbuch präsentiert die Kontexte, in denen Kafka stand und stellt sein Leben sowie die wichtigsten Werke, Fragmente, Tagebücher und Briefe vor. Dabei wird deutlich, welchen Einfluss z. B. der Prager Kreis, Judentum/Zionismus, Philosophie, Psychoanalyse, Film und Fotografie auf Kafkas Texte hatten. Besonderer Wert wird erstmals auf die Entwicklungsgeschichte des Kafka’schen Werkes gelegt. (Metzler)

Roman Halfmann: Nach der Ironie. Franz Kafka, David Foster Wallace und der Kampf um Authentizität

Transcript Bielefeld 2012 (ISBN: 9783837621174 )
Ist es möglich, im Zeitalter der unendlichen Ironie authentische Kunst zu schaffen oder ein sich originell anfühlendes Leben zu führen? - Diese sehr gegenwärtigen Fragen finden sich im Werk von David Foster Wallace immer wieder. In dem postumen Roman "The Pale King" kommt er zu einer überraschenden Antwort - nämlich einer Poetik der Langeweile, die er im Verweis auf Franz Kafka entwickelt. Roman Halfmann zeigt, dass Wallace nicht allein eine poetologische Auseinandersetzung anstrebte, sondern, ähnlich wie Kafka, auch eine völlig neue Lebenshaltung, durch welche das Dilemma der Postmoderne überwunden werden könnte. (Transcript)

Atef Botros: Kafka - Ein jüdischer Schriftsteller aus arabischer Sicht

Reichert Verlag Wiesbaden 2009 (ISBN: 9783895006739 )
Die Studie des Marburger Arabisten Atef Botros beleuchtet einen bislang völlig unbearbeiteten Bereich der Kafka-Rezeption. Dem entsprechend dürfte der Inhalt dieser Studie auch für die meisten Leser „Neuland” bedeuten. Botros stellt ebenso detailliert wie kenntnisreich Kafkas Aufnahme in den arabischen Ländern dar und kann nachweisen, dass der Prager Schriftsteller in den gesellschaftlichen Debatten dieser Länder einen zentralen Platz einnimmt. Die Vielfalt der Diskussionen - nicht zuletzt geht es um Kafkas Judentum - ist geeignet, der Kafka-Forschung eine ganz neue Perspektive zu vermitteln, die vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Schauplätze des „arabischen Frühlings” noch zusätzlich an Brisanz gewinnt. (E.W.H.)

Hansjörg Bay / Christof Hamann (Hgg.): Odradeks Lachen. Fremdheit bei Kafka

Rombach Verlag Freiburg i. Br. / Berlin 2006 (ISBN: 3793094189 )
Dass Kafkas Leser immer wieder Befremdliches in seinen Texten entdeckten und als grundlegend hervorhoben, lässt sich in der Rezeptionsgeschichte auf vielfache Weise belegen. Fremdheit - Fremde - Entfremdung - Verfremdung - sind Topoi einer langen, problemgeladenen Deutungstradition, die Kafkas Texte im Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse betrachtete. Was aber ist - unabhängig von äußeren Sinngebungen - als „Fremdheit” tatsächlich den Texten des Prager Autors inhärent? Dass der gerade für Kafka so typische Wechsel von Innen- und Außenperspektive fast programmatisch „Fremdes” hervorbringt, sollte dabei nicht übersehen werden. Hansjörg Bay und Christof Hamann haben einen Sammelband vorgelegt, der daran anknüpft und gleichsam mit althergebrachten Kafka-Bildern bricht: Fremdheit wird hier nicht als Gestaltung einer existenziellen oder modernen Problematik (Entwurzelung, Einsamkeit, Entfremdung) untersucht, sondern „[...] als Effekt einer ebenso witzigen wie gewitzten Inszenierung, die in Auseinandersetzung mit einer Vielzahl zeitgenössischer Diskurse auf die Herausforderung und Infragestellung des Eigenen zielt”. Die Beiträge veranschaulichen dies - auf durchgehend hohem Niveau - in unterschiedlichsten Themenfeldern. (E.W.H.)

Angelika Winnen: Kafka-Rezeption in der Literatur der DDR

Königshausen u. Neumann 2006 (ISBN: 3826029690 )

Die z.Z. beste Darstellung zur Kafka-Rezeption in der DDR. Der Fokus der Studie liegt dabei auf den 1970er Jahren mit Autoren wie Wolfgang Hilbig, Gert Neumann, Klaus Schlesinger, Anna Seghers, Christa Wolf. Die späten 80er Jahre mit jüngeren Autorengenerationen bleiben indes ausgespart.

Ergänzend dazu sind Klaus Hermsdorfs Erinnerungen zu empfehlen, die ein erhellendes Licht auf die DDR-Hochschulgermanistik bis 1983 werfen Klaus Hermsdorf: Kafka in der DDR. Erinnerungen eines Beteiligten. Verlag Theater der Zeit Berlin 2006. (E.W.H.)


Weidong Ren: Kafka in China: Rezeptionsgeschichte eines Klassikers der Moderne

Peter Lang Frankfurt a.M. 2002 (ISBN: 3631390009 )
Als Kafkas Übersetzerin in China unternimmt es Weidong Ren die Rezeptionsgeschichte Kafkas in ihrem Land seit Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts nachzuzeichnen. Das Ziel der Arbeit liegt darin, das Wie und Warum für die Kafka-Rezeption darzustellen und einen über die Kafka-Forschung hinausgehenden Beitrag zu leisten. Die Darstellung der Kafka-Rezeption steht dabei exemplarisch für die Rezeptionsgeschichte der westlichen literarischen Moderne in China. (E.W.H.)
Inhaltsverzeichnis und Auszug

Marie Luise Caputo-Mayr / Julius M. Herz: Franz Kafka, Internationale Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur

(Band 1: Bibliographie der Primärliteratur 1908-97, Band 2: Bibliographie der Sekundärliteratur 1955-97) K. G. Saur, 2. Auflage München 2000 (ISBN: 3907820649 )
Die bislang umfangreichste Bibliographie wurde 2008 erweitert. Bd.1. enthält neben einer lesenswerten Einführung in die Kafka-Rezeptionsgeschichte eine Übersicht der bis 1997 weltweit erschienenen Kafka-Ausgaben und Übersetzungen.

Jürgen Born (Hg.): Franz Kafka. Kritik und Rezeption. Bd 1: zu seinen Lebzeiten 1912-1924, Bd. 2: 1924-1938

S. Fischer Frankfurt a.M. 1979 u. 1883 (ISBN: 3100039017 u. 3100039025 )
Mittlerweile ein Standardwerk zur frühen Kafka-Rezeption, antiquarisch noch erhältlich.









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